30.04.11

KONFETTI

die poolliegestuhlszenerie / sieht aus ein vergilbtes wallpaper-foto von 1992 / am abend wirst du hier gepiekt, von landmücken / die vom wasser her dich attackieren / während drinnen lackschuhträger ihren hummer anvisieren / und auch hier: alles kunst, aber immerhin trägts einen namen / du rennst jetzt weg / tauchst ab, rein in den raum / rechtsfrei, gibt's noch kaum / doch kräuterschnaps im morgengrauen / hier schreien sie und singen / in deinem haar steckt eine rose / doch vor allen dingen/ buntes kleinkonfetti in allen unterhosen / du willst hier begraben werden / fauchst Du mir lachend zu.

28.04.11

UM OSTERN RUM

schmierlappen ruehren die nullachtfuffzehn pasta im parmesanlaib
vor staunenden touristen an
beim kudammitaliener oder huebsch verkuschelt
nahe kollwitzplatz.
be berlin journalisten, die zwei worte gradaus schreiben koennen,
weil sie nicht reden koennen.
ein liebender stirbt staendig, bis er tot ist.
und so lange malst du um dein leben
bis sich stift und blatt monochrom ergeben.
how i met your mother.
ekelig: menschen die immer wieder betonen
dass sie schwarzweissbilder moegen.
ich hab von deiner droge nie gehört
gott sei dank
denn sie klingt atemberaubend schön.

24.04.11

ORANKE, RELOADED



fuer die mutter der nation

sind kuesse nur ein hungerlohn
spannbettlaken, saftgetraenkt
bettgeschicke, missgelenkt
von natur aus eher schuechtern
zumindest ab und zu und nuechtern

an den schienen, dunkelheit.
gradeaus ins nichts der stadt.
tauben picken pflastersteine,
hast du grade langeweile,
hier kommt hin, wer alles hat.
Endlich heller, spatzen piepen,
waer ich doch im bett geblieben,
und nicht wie immer, wach um sechs.

die nacht hat hier ein ende,
fruehlingssonnenwende,
lichtenberger mondgezeter
weicht dem tagesaufgang spaeter,
hochstand unter kahlen baeumen,
zeiten wischen. maenner traeumen.

ein hund wischt leise durch das holz,
auf dem boden liegt dein stolz,
stochernd mit dem stock im moos,
frage ist: was mach ich bloss?
heimfahrt gegen acht uhr zehn,
leise war das wiedersehen.

21.04.11

12/72

Es wird lauter in dem Raum
Dunkelluft, ich seh dich kaum
Der Tisch war rund und mittig stehend
trotz Brille, jeden übersehend
Es ward getanzt wie damals Gogo
Nur unbezahlt, nicht wie im Soho
Bügeleisen, Teppich, Schrank
Am Abend ausser Rand und Band
Jede Nacht die Woche raus
Immer Auto, graue Maus
Du bist und bleibst ein Rätsel mir
Hier riecht es unverschmämt nach Dir.





20.04.11

B 3

Du bist noch ganz berauscht von einem Film, den ich nicht verstanden habe.
Deutscher Film, natürlich, aber immerhin ein kurzer. Die Schrecksekunde tat wie ewig weh.
Um uns herum Leute aus anderen Städten, die wohlmöglich noch kleiner sind als dieser Ort denn im Foyer habe ich gehört wie eine junge Frau ihren Bekannten fragte, was denn dieses Wasabi sei, dass den Nüssen ihren Namen geben würden. Die Dame hat den Film wohl auch verstanden. Hier und da ein Filmkenner, leicht zu erkennen. Mit Brille, immer schlecht gelaunt, faltiges Gesicht und verwaschene Kleidung. Filmkenner sind nicht schön anzusehen, Filmliebhaber aber auch nicht. "Liebhaben", wie klingt denn das. Alle erschiessen.

Freundschaft ist doch nur ein lästiger Reflex, so wie wenn man mit der flachen Hand nach einer Mücke schlägt, die einem in die Wange sticht.
Du und deine Gesichtsdisko im Asphalt / Aufgekleisterte Semimenschen.
12 Stunden später, Rollkofferkolonnen von Wochenendtouristen, Bahnhof Zoo und Orankemauerchillerei inklusive Sonnenuntergang.

Um vier Uhr bin ich aufgewacht
und Rebecca lacht und grüßt
so anonym, so wunderschön
am Donnerstag, ein Wiedersehen
im Fernsehen, im Fernsehen.

15.04.11

FUSSREISE, KLEIN


Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

(H. Hesse)

14.04.11

B

Es war viel Dolberg, Rodelberg, es war eine Menge Captain Future, es gab die Puppenkiste und alles und es war Silas und So Isses, doch es war nie Berlin. Du wirst dich wundern, es war viel (oder hauptsächlich) Klaatu und Bossk und Dengar und Zuckuss.
Tod, Auszug, Köln. Es war O.T. und Jugendzentrum und Südstrasse und Jonathan, die Bar, und Klaus und die Alte. Es war Grag und Shakin Stevens und eine Wanne, von Kopf bis Fuss in Jeans und er war gewickelt in einen Union Jack und "Green Door" schepperte durch das Badezimmer und der Vater stürmte herein und ohrfeigte ihn unter Tränen und er verstand nur Bahnhof und erhob sich wie die Mumie aus ihrem Rock'n Roll-Grab und packte 6 Jahre später seinen Koffer und floh nach Paris und irgendwann auch nach Berlin, doch Berlin war es nie. Wer macht den Plan, am Anfang?
Es war immer Uentrop, glauben sie mir, es war irgendwie immer Uentrop. Auf jeden Fall war es nie Berlin. Dann starb Mutter. Und dann wurde Tom Hanks ernst. Dann fiel die Mauer.
Mark Hamills Unfall kam Lucas sehr gelegen. (Zitat)
Es war die Auguststrasse und die Friedrichstrasse 103 und der Toaster, ach, der Toaster. Doch immernoch war es nie Berlin. Walfisch, Suicide, 90, Fischlabor. Es ging bergab. Internet. Handys. Niebuhrstrasse. Jetzt war es Berlin.


HAUTCREME 2004

Mein Fernseher im Wohnzimmer steht nur einen Meter von der Couch entfernt, da die Fernbedienung kaputt ist, muss ich per Hand umschalten und dafür will ich nicht aufstehen. Aber meist nutze ich die Füße. Ich zappe von Kanal zu Kanal und bleibe bei der neuen Nivea-Werbung hängen, immer wieder, denn ich liebe eines der Models. Ich sehe den Spot jeden Tag und jedes Mal schlägt mein Herz höher, so schön und verdorben ist das brünette Mädchen, das sich seine Beine mit irgendeinem Scheiß eincremt, während im Hintergrund Ihre Freundinnen um die Wette strahlen. Sie lümmeln sich auf einer schicken Sitzecke in einer schicken, hellen Wohnung, die so aussieht wie eine Wohnung in einer Nivea-Werbung. Die amerikanische Küche aus gebürstetem Edelstahl mit dunklen Rosenholzoberflächen und einer Espressomaschine und Tropfenlampen, im Wohnzimmer ein Lounge Chair, ein großer Esstisch mit Arne-Jacobsen-Stühlen und einer gigantischen Vase mit einer noch gigantischeren, einzelnen, undefinierbaren Pflanze darin und in all der unfassbar stereotypen Umgebung sitzt die Göttin und cremt sich ihre Beine ein und lächelt mich an und ist glücklich und ihre Freundinnen sind wirklich gute Freundinnen, die gerne bei Ihr zu Hause sind, nicht zuletzt wegen Nivea und der Espressomaschine, vermute ich.

FRÜHLING 3


And just to lay with you
There's nothing that I wouldn't do
Save lay my rifle down
And try one, and try two
Guess it always comes down to
All right, it's okay, guess it's better to turn this way
But you, my soiled teenage girlfriend
And how you are furrowed like a lioness
And we are vagabonds
We travel without seatbelts on
We live this close to death
And try one, and try two
Guess it always comes down to
All right, okay, guess it's better to turn this
But I won, so you lose
Guess it always comes down to
Alright, it's okay, guess it's better to turn this way.

t J.

FRÜHLING 2

.

Willkommen in der Nähe Potsdams
Leichte Böllerschläge auf den Hinterkopf
betäuben den depressiven (oder / und lichten) Großstadtzopf
Unterkühlte Bussitzreihen mit Weltstadtlaien,
die klapprig auf defekten Heizlüftern schreien (ohne Ton),
doch Gottseidank bemalt von Immigranten, wenn auch unschön,
Kratzer auf Scheiben, bedenklich hakelig die Zeichen hier,
ein Rinnsal aus Bier trifft auf Butterbrotpapier
der Kinder hier.
Es riecht nach nassen Hunden
die klamme Hosen liebkosen, liegend (im Bier),
sie hecheln nicht, kein Mensch hechelt hier,
denn es fehlt an Wärme und Eile und alle haben Zeit,
obwohl das hier doch Großstadt ist?
Und egal wer verschwindet, keiner wird hier je vermisst.
Bimm Bamm Mitte, nächster Stop
auch so'n Flop wie Hip und Hop.
Regen auf Verbundglasscheiben
Immerhin, die Augen auf,
das Leben nimmt dir Deinen Lauf.

12.04.11

FRÜHLING 1

.

Gestern:
Am Grill dudelte ein Saxophon
ganz Mitte konnte's hören
Die halbe Stadt, ein Vakuum
Als wolle sie nicht stören

Heute:
Regen übermannt Sonne: kacke.
Ich staune, dann: Daune (Jacke)

JEANNE MAMMEN ETC


Spurlos / die Namen werden durcheinandergewuerfelt und
Gesichter wurden konturlos,
jeder Stoss ein Versuch den Schmerz zu verlagern,
das Hadern, zu verletzen, vielleicht zu versetzen,
/ denn nur die Verletzten sind die,
die begehrenswert sind
und es rinnt jeder Tag durch die Finger der Nacht,
du hast noch gelacht,
warst knietief im Schnee
gehst in Deckung
das naechste Mal tuts sicher weh.


08.04.11

THE RAZZIE, IN DEUTSCH

Es sind meist nur diese Anlässe, bei denen man sie zu Gesicht bekommt.
Sie sind zurück. Mit Glamour. Die Clique. Mit Filmen im Gepäck, die kein Mensch je gesehen hat. Man bewirft sich mit Lolas, dem deutschen Pendant zur amerikanischen Goldenen Himbeere und normalerweise würde da der Duckreflex einsetzen aber nicht hier, hier freut man sich und greift in die Luft und lacht und winkt und weint auch mal ein wenig, wenn eine Kamera in der Nähe ist.
Barbara Schöneberger enttäuscht nicht, wie immer wirkt sie fehl am Platz.
Hier wichst zusammen, was zusammen gehört.
Der deutsche Filmpreis.
Selbst Helge Schneider sieht blass aus. Und überhaupt, warum turnt dieser widerliche Mittermaier über jede Bühne, die in Deutschland aufgebaut wird?
Dann: Wim Wenders schlurft bedächtig zum Mikro und faselt sein Blabla, ein paar Leute applaudieren. Ich verstehe ihn nicht. Er spricht so, wie er Filme macht. Zuviele Sätze mit zu vielen Pausen. Unerträglich lang.
Nischenprodukt deutscher Film.

(Florian D. Fitz: Filme über Behinderte bringen Preise. Und zwar einen ganzen Abend lang.)

Und während Glitzerwurst Barbara Schöneberger hinter der Bühne nervös an ihrem hochgeschnürten Busen nestelt, steht auf der Bühne Alexander Fehling und murmelt das vielleicht einzig echte Wort, das an diesem Abend fällt: Tittenfick.


06.04.11

APRIL

hand in hand an einem lauen fruehlingsabend ueber kuechenmaschinen reden und so langsam gehen bis man fast stehenbleibt. dann er, ganz in leder, sie in samthose und kein laut ist zu hoeren ausser knarzenden tierhautgeraeuschen.
flushing ambitions
when i left my home to search to fall in love with you, i realised. I hadnt gone anywhere. teile nicht unsere musik, denn sie gehoert dir nicht. ausgenommen du, war alles wunderbar, ausgenommen du, war fast alles klar. ausgenommen du, war der gedanke frei und ausgerechnet du, warst da nicht dabei . erotikfilmdateienordnerfehler, gerade jetzt am hellen morgen, wenn das hier jetzt so weitergeht, mach ich mir keine sorgen. du wolltest nichts von dem was ich war. schlaf.
ist das einzige was zaehlt. der traum war meine erste liebe und er drehte sich um dich. umdudelt von deutschem zeitlupensoul wie cassandra steen, die kleine ekelige musikvideomachwerke am morgen aus dem fernseher in meine weichteile kotzt .
Gesendet mit BlackBerry von Vodafone, motherfucker.

05.04.11

ABC

(...) das geseier bauchmuskelgestählter, in abgetrennten ecken rumhüpfender blutsaugerinnen, dass sie entwaffnend und bis zur perfektion beherrschte, enthüllte seine schäbige vergänglichkeit erst viel, viel später. we love berlin und german wasted youth stand auf ihren kappen und kleidern und ich dachte nur oh du widerliches neues spießigtum, wieviel missetaten gehen denn auf meine (unbedruckte) kappe, dass ich hier sitzen muss, in der zeitschleife, die nacht heißt.
nichts sagte mir hier was. nicht die musik, nicht das geseier, nichts, rein gar nichts. sie nahm immer mehr und mehr und mehr und mehr und gab nichts ausser einem lächeln dann und wann oder einem kompliment, welches sie in jene richtung fauchte, in der ich zufällig stand. kein verlust, kein verlust.